Artist and Poets
availability unknown, if interested please write an email
Mit Werken von Justin Matherly, Bob Law, Michaela Eichwald, Giorgio Griffa, Fritz Panzer,
Gerwald Rockenschaub, Heimo Zobernig, Donald Evans, Andra Ursuta, Michael Williams,
Fritz Hartlauer, Tamuna Sirbiladze, Andrew Lord, Gustav Klimt und John Giorno
Für Dichter und Künstler ist die Welt eine Collage von vorbeiziehenden Fragmenten. Es gibt keinen größeren Plan und keine lineare Logik, nur flüchtige Bilder,
wie sie jenseits des Zugfensters vorübereilen.
(Ugo Rondinone)
Ugo Rondinone ist nicht nur einer der international renommiertesten zeitgenössischen Schweizer Künstler, er ist zudem in den letzten Jahren überaus erfolgreich als Kurator in Erscheinung getreten, wobei er seine kuratorischen Projekte in erster Linie als Erweiterung seiner künstlerischen Praxis versteht.
Artists and Poets ist nach the third mind (Palais de Tokyo, Paris, 2007) und the spirit level (Gladstone Gallery, New York, 2011) die dritte Ausstellung, die Rondinone im weitesten Sinne der Beziehung zwischen Kunst und Lyrik widmet und mit der er seiner Überzeugung von der spirituellen und transzendentalen Macht der Kunst Ausdruck verleiht. Indem er die Begriffe „Künstler“ und „Dichter“ mit großer Selbstverständlichkeit zusammenbringt, betont Rondinone das Gemeinsame ihrer beiden Tätigkeitsfelder, getragen von dem festen Glauben, dass schöpferische Leistung – sei es in Form eines Gedichts, einer Skulptur oder eines Gemäldes – etwas im Menschen bewirken kann.
(Fast) vergeblich sucht man allerdings in Artists and Poets eine „wörtliche“ Verbindung zum Titel. Mit Ausnahme von John Giornos Dial-A-Poem gibt es in der Ausstellung weder Werke Konkreter Poesie noch andere sprach- und textbezogene Arbeiten. Rondinone postuliert einmal mehr, dass Kunstwerke – wie Gedichte – gefühlt und intuitiv verstanden werden können und keiner vorgefertigten Interpretation bedürfen.
Jede Erklärung reduziert das Gedicht und das Kunstwerk auf das Sagbare,
wo jedes Gedicht und jedes Kunstwerk grundsätzlich das Unsagbare umfasst.
Dass es ihm um vorrangig das Zeigen von Kunst geht, macht er in der großzügigen Form der Präsentation deutlich: Alle KünstlerInnen sind mit größeren Werkgruppen vertreten und werden jeweils paarweise in einen Dialog und miteinander in Beziehung gesetzt.
Die Auswahl der 15 KünstlerInnen durch Rondinone erfolgte intuitiv, subjektiv und durchwegs unkonventionell – geografisch wie zeitlich. So treten Meisterwerke der britischen Minimal Art aus den 1970er-Jahren von Bob Law (1934–2004) in Dialog mit den monumentalen Betonskulpuren des jungen Amerikaners Justin Matherly. Heimo Zobernigs frühe Kartonskulpturen aus der Mitte der 1980er-Jahre stehen den gemalten Briefmarken fiktiver Länder des jung verstorbenen amerikanischen Künstlers Donald Evans (1945–1977) gegenüber. Gerwald Rockenschaub – neben Zobernig einer der Hauptvertreter der Neuen Geometrie und wichtiger Erneuerer der lokalen Szene im Wien der 1980er-Jahre – wird mit einer Serie kleinformatiger geometrischer Malereien Fritz Panzers fragilen und linienhaften Skulpturen gegenübergestellt. Farbenfrohe Arbeiten auf Leinwand von Giorgio Griffa, einem Mitbegründer der Pittura Analitica im Italien der 1960er-Jahre, sind neben den in Kunstharz gegossenen Material-Assemblagen der deutschen Künstlerin Michaela Eichwald zu sehen. Neueste experimentelle Malereien des in New York lebenden Künstlers Michael Williams, die sich an der Schnittstelle zwischen digitalen und analogen Techniken bewegen, korrespondieren mit bunten Abgüssen des eigenen Gesäßes von Andra Ursuta. Der fast in Vergessenheit geratene österreichische Bildhauer Fritz Hartlauer (1919–1985) wird mit kosmologischen Skulpturen den expressiv-dynamischen Großformaten von Tamuna Sirbiladze an die Seite gestellt. Andrew Lords dreidimensionale Umsetzungen von Gefäßen und Objekten, die auf Gemälden von Paul Gauguin zu sehen sind, treten in einen Dialog mit dem permanent in der Secession ausgestellten Beethovenfries von Gustav Klimt (1862–1918) und beziehen diesen wieder einmal in das zeitgenössische Ausstellungsgeschehen mit ein.
Mit Artists and Poets bezieht sich Rondinone auch auf einen lokalen Kontext, hat er doch von 1986 bis 1990 an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien studiert und daher ein besonderes Verhältnis zur Stadt. In diesem Sinne wird auch die Poesieinstallation Dial-A-Poem des US-amerikanischen Performancekünstlers und Poeten John Giorno für die Ausstellung adaptiert – in Kooperation mit der Wiener Schule für Dichtung wird dieser besondere „Telefonservice“ mit 30 Gedichten österreichischer AutorInnen bespielt.