Soft Cover, German, Glue Binding, 60 Pages, 2009, Verlag der Buchhandlung Walther König Köln
Begreifen im Bild
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Die Aktualität der Kunst ist eine des Begreifens – dies ist die Bestimmung, die im Zentrum von Anselm Haverkamps Essay zur Methodologie der Kunst steht.
Im Ausgang von der augenfälligen Ähnlichkeit zweier historisch entfernter Bilder – Antonello da Messinas Maria der Verkündigung und August Sanders Blindgeborene Kinder – argumentiert Haverkamp, dass die aktuelle Relevanz der Kunst in erster Linie weder in ihrer Nähe zu politischen Zuständen oder Problemstellungen, noch in der Durcharbeitung von philosophischen Vorgaben oder lebensweltlichen Interessen zu suchen ist. Kunst befindet sich vielmehr in dem Maße auf der Höhe ihrer Gegenwart, wie sie die undurchsichtigen Traditionslasten und historischen Lebensbestimmungen einer Zeit „begreift“, das heißt sie in bildlicher Rücksicht auf Darstellbarkeit auf den Begriff bringt. Was Haverkamp damit als Leitmotiv gilt, sind die wechselseitigen Implikationen von Bild und Begriff, die im Bild liegen und sich als logische Mächtigkeit des Bildes entfalten. Kunst wird so als Begreifensgeschichte lesbar, in der es nicht um die Bewältigung geschichtlich überkommener Schuld geht, sondern um eine bildliche Epistemologie: um die Möglichkeiten des Erkennens zugleich verborgener und historisch mächtiger Hypotheken.