Article Number: 2213
Soft Cover, German, Thread Stitching, 44 Pages, 2006, Secession
KRISTINA LEKO

BEWEIS NR. 4: JEDE/R MENSCH IST EIN/E KÜNSTLER/IN

availability unknown, if interested please write an email

In ihrer Reinterpretation eines „Kunstsalons“ des ausgehenden 19. Jahrhunderts zeigt Kristina Leko Bilder und Möbel aus privaten Kunstsammlungen zusammen mit Werken, die von Arbeitslosen in einem von ihr durchgeführten Malkurs angefertigt wurden. Ein grundlegender Aspekt der Arbeiten der kroatischen Multimedia- und Konzeptkünstlerin ist die gemeinsame Nutzung kultureller Ressourcen und die Ermöglichung von Interaktionen zwischen verschiedenen sozialen Gruppen.

Für die Partizipation an ihrem für die Secession konzipierten „Sozialexperiment mit ethischen und ästhetischen Folgen“ (Leko) wurden einzelne Personen eingeladen: Mitglieder der Freunde der Secession und TeilnehmerInnen der Volkshilfe Beschäftigung.

In Zusammenarbeit mit der Volkshilfe Beschäftigung bot Kristina Leko in Wien im März 2006 einen zweiwöchigen Workshop zum Thema Porträtzeichnen an. Ihr Ziel als Kursleiterin war, jede Person bei der Produktion eines Kunstwerks zu unterstützen. Leko schließt mit dieser Aktion an ein Projekt an, das sie unter dem Titel Jede/r Mensch ist entweder eine Künstlerin oder ein Künstler, Beweis Nr. 3, 2005 in Halle durchführte. Sie leitete auch dort Workshops, in denen großformatige Porträts entstanden. Leko bezieht sich einerseits auf Forderungen nach der breiten Teilhabe an kulturellen Prozessen, wie sie bereits Joseph Beuys seit den 60er Jahren gestellt hat und geht andererseits der Frage nach, was die gesellschaftliche Rolle von Kunst sein kann. Sie versteht Kunst als Möglichkeit des Engagements, als Instrument, mit dessen Hilfe marginalisierte Gruppen ihre Situation sichtbar machen können.

Was soll ich tun? Das Plakatmotiv zur Ausstellung stellt die von Kristina Leko entwickelten Zwölf Grundregeln einer Ethik für Künstler/innen dar, in denen sie unter anderem eine kulturelle Demokratie und ein unbegrenztes Gebrauchsrecht für öffentliche Veranstaltungsorte fordert. Leko thematisiert darüber hinaus die gesellschaftlichen Potenziale der Kunst, die in der Lage ist, einen „Wandel in den Beziehungen und Wahrnehmungen zu erzeugen“. Lekos Aufmerksamkeit gilt dabei mindestens ebenso sehr dem Prozess wie dem Produkt: Es ist die Qualität der Erfahrungen der involvierten Personen, das Zusammenspiel der TeilnehmerInnen, das Aufeinandertreffen von verschiedenen Auffassungen und Wertungen, die zur Kanonisierung von Kunstwerken führen und die Leko in Beweis Nr. 4 untersucht.

D/E