Bilder einer Heimfahrt
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"Karl bremste den Wagen auf offener Straße. Rings umher lagen leicht bewegte Felder im Mittagslicht. Es war still, der Motor knackte.
Er wollte sich kurz besinnen, bevor es weiterging. Die Fahrertür knarrte. Es war niemand zu sehen. Er stieg aus dem Wagen und balancierte auf dem weißen Streifen in der Straßenmitte. Ein Windstoß fuhr ihm in den Mantel. Das flatterte. Die Sonne stand senkrecht, doch es war kühl.
Ein Überraschungsbesuch, trotz der endlosen Strecke, wie viele Stunden war er gefahren, aufgebrochen, als es noch dunkel war. Er hörte seinen Atem. Steigen und sinken. Der letzte Besuch im Haus seines Vaters, daran konnte er sich kaum erinnern. Das musste in einer anderen Zeit gewesen sein. Er fühlte nach dem Schlüssel in seiner Tasche. Er spürte die Zacken in der Hand. In der Ferne zog lautlos ein Zug vorüber, Abteilfenster blitzten auf in der Sonne. Über unsichtbare Schienen eilte er durch das Land. Doch seine Richtung stand in einem unbegreiflichen Verhältnis zum Verlauf der Landstraße...."
Martin Lechner hat Philosophie und Literaturwissenschaft an der Uni Potsdam studiert und lebt derzeit als freier Autor in Berlin.