Article Number: 8358
Soft Cover, German, Glue Binding, 104 Pages, 2015
Simon Baier, Anne Collier et al.

Camera Austria International

132/2015

availability unknown, if interested please write an email

Nicht erst die aktuell kulminierenden Ereignisse rund um Flucht und Migration in Europa zeugen von Verwerfungen in Geografie und Politik, längst schon sind Prozesse in Gang gekommen, die die Verteilung von politischen, sozialen, kulturellen und ökonomischen Handlungsfähigkeiten neu bestimmen. Diese Neuverteilungen weisen allerdings nicht nur in die Zukunft, auf ein anderes Morgen, sie bedingen gleichzeitig eine Revision dessen, wie die Geschichte der Gegenwart konstruiert wird.

Die vorliegende Ausgabe von Camera Austria International versucht anhand von vier gleichermaßen exemplarischen wie gegensätzlichen künstlerischen Positionen der Frage nach Geschichtskonstruktion und -rekonstruktion, Erinnerung und kulturellem Gedächtnis nachzugehen. Im Falle der Arbeiten von Anne Collier handelt es sich oftmals um die Re-Repräsentation von bereits veröffentlichten visuellen Zeugnissen, und zwar, wie Simon Baier schreibt, »gehören die meisten der gefundenen Objekte einer, wenn auch nicht weiter spezifizierten Vergangenheit an, die oft vor der Durchsetzung des Digitalen liegt: die Fotobücher der 1970er Jahre, selbst Fotoalben, aber auch Musikkassetten und LPs sind in unserer Gegenwart obsolete Medien.« Was aber bedeutet es, vermeintlich Obsoletes wieder ins Spiel zu bringen, einem neuen Blick auszusetzen?
Helmut und Johanna Kandl reisen, recherchieren, treffen verschiedenste Menschen, Freunde von Freunden, fotografieren – zwischen dem österreichischen Waldviertel, dem ehemaligen Jugoslawien, der ehemaligen Tschechoslowakei und der Ukraine. Erinnerungen, Informationen, Bilder werden in assoziativer Weise angeordnet, gleichen weniger einem organisierten Archiv als vielmehr dem gesprochenen Wort, einer Erzählung, einem Gespräch. Banales kommt neben Weltgeschichtlichem zum Liegen, allerdings nicht als eine Gegenerzählung, sondern als Teil von Geschichte, als Anmerkung und Korrektiv der großen Erzählungen.

Sprachen: Deutsch, Englisch