Soft Cover, German, 41 Pages, 2012
Counter-Production
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Die Publikation erscheint anlässlich der Ausstellung 'Counter Production' in der Generali Foundation, Wien, 2012.
Mit den technologisch-ökonomischen Transformationsprozessen des 20. und 21. Jahrhunderts hat sich das Bild der künstlerischen Produktion weitgehend gewandelt. Welchen Regeln folgt sie angesichts der inneren Zwänge einer von Neoliberalismus und Postfordismus geprägten Realität mit ihren Forderungen nach Effizienz, Optimierung, Flexibilität und intelligentem Selbstmanagement? Inwiefern und auf welche Weise wirken Künstler_innen an diesen Bedingungen mit oder reiben sich daran?
Die Ausstellung Counter-Production versucht den gegenwärtigen Stand künstlerischer Produktion mit einer Befragung von Gesten oder Methoden der „Gegenproduktion“ zu fassen und erfahrbar zu machen. Diesem Versuch liegt zugleich eine Neubestimmung des Begriffs der „Gegenproduktion“ zugrunde, der wie das sozioökonomische, technologische und kulturelle Feld, in dem er ursprünglich auftrat, einem historischen Wandel unterliegt und als solcher jeweils neu zu präzisieren ist. Unter dem Einfluss der konterrevolutionären Nach-1968er Bewegung entstanden, ist der Begriff bis heute in Umlauf geblieben und direkt oder indirekt zu einem Gegenstand der Forschung oder Inspiration im Werk zeitgenössischer Künstler_innen geworden.
Die Ausstellung zeigt anhand polyvalenter künstlerischer Ansätze, welche die in etablierten Strukturen (Kunst, globaler Finanzwelt, Urbanismus, biologische oder soziale Reproduktion) vorherrschenden Regeln und Bedingungen infrage stellen, wie „Gegenproduktion“ heute in modifizierter und vielseitiger Form wiedergekehrt. Demgemäß ist die Ausstellung in unterschiedliche Zonen von Verständigung und Wechselbeziehung zwischen den einzelnen künstlerischen Praktiken unterteilt.
„Spekulative Fantasie: Hierarchien und strukturelle Bewegung” deutet an, wie die stille normative Ordnung, die von den oben genannten, anerkannten Strukturen ausgeht, in das Gegenteil ihres ursprünglichen Zwecks umschlägt. „Das Selbst modellieren“ betrachtet die Eigentumsverhältnisse des Körpers als Schauplatz von Reproduktion und Selbstproduktion, ein Gebiet, auf dem es nicht nur um die Realität juridischer, biologischer und identitätsbezogener Verhandlungsprozesse, sondern auch um die der ästhetischen und medialen Praxis geht. „Produktives Displacement“ versammelt schließlich Kunstwerke, die von gängigen Konventionen der Produktion, Präsentation und Vermittlung von Kunst abweichen und sich so mit den Gesetzen ihrer Anpassung anlegen.
Für Künstler_innen wird die Kunst unter den gegenwärtigen politisch-ökonomischen Bedingungen mithin zu einem zwischen Affirmation und Negation schwankenden Akt kritischer Selbstpositionierung; für die Betrachter_innen liefert sie Raum für die Befragung des eigenen Standpunkts in einer von fortschreitender Prekarisierung gezeichneten Wirklichkeit.
Sprache: Deutsch