Article Number: 3014
Hard Cover, German, Thread Stitching, 28 Pages, 2011, Revolver Publishing by VVV
Nasan Tur

Der Unbekannte Ritter

Legenden nach Ideen von Grazer Kindern

availability unknown, if interested please write an email

Der Künstler Nasan Tur setzt existierenden Mythen die gemeinsam mit Grazer Schulkindern erfundene Legende des „Unbekannten Ritters“ entgegen.

Für seine Interventionen im öffentlichen Raum greift Tur bewusst auf das traditionelle Bronzedenkmal zurück, um es mit formalen und inhaltlichen Brüchen auszustatten: Der „Unbekannte Ritter“ - der Künstler selbst - zeigt sich als unzulänglich gerüstete, verletzliche und antiheroische Figur, die sich gängigen Narrativen entzieht. Auf der visuellen Ebene spielt Tur mit den Ausstellungsobjekten im Landeszeughaus (die eine weltbekannte Touristenattraktion sind) und nützt in diesem Projekt auch eine übliche zeitgemäße Vertriebs-Schiene von Kunstinstitutionen, nämlich den Museum-Shop, in dem Postkarten sowie Bilderbücher, welche die von den Kindern neu formulierten Legenden illustrieren, zum Verkauf gelangen. Sie sollen die Kunde vom „Unbekannten Ritter“ in die Welt tragen und in der Folge weitere Legenden anregen.

Der „Unbekannte Ritter” ist kein Projekt, welches das kollektive Gedächtnis der österreichischen Vergangenheit politisch in Frage stellt, auch spricht Nasan Tur Xenophobie und Rassismus nicht direkt an. Indem er jedoch die Mechanismen und das Funktionieren des kollektiven Gedächtnisses, insbesondere den Mythos des „Feindes aus dem (Süd)-Osten“, in der gegenwärtigen Gesellschaft in Frage stellt, suggeriert er indirekt, dass die Politik der Erinnerung nicht ein Prozess ist, welcher der Vergangenheit angehört, sondern ein Thema, das die Gegenwart betrifft und das nicht nur in Graz und in Österreich, sondern auch anderswo. Es zeugt von großer gesellschaftlicher Verantwortung, dass das Landeszeughaus (Universalmuseum Joanneum), dessen Exponate eine Geschichte der Kriege und „Abwehrkämpfe“, der „Grenzfeste“ und des „Bollwerks gegen den (Süd)-Osten“ erzählen, Kooperationspartner bei diesem Projekt ist. Wissenschaftlich unterstützt wurde das Projekt des Weiteren von CLIO – Verein für Geschichts- und Bildungsarbeit.

Sprache: Deutsch