Diar El Mahçoul ديار المحصول
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In diesem Frühling, der inzwischen der „Arabische“ genannt wird, war ich, wie viele andere, überfordert von den Nachrichten aus Afrika und dem Nahen (und Fernen) Osten. – Weil das „Große“ und „Ganze“ so schwer zu verstehen und in den Blick zu bekommen ist, greife ich kleine Teile davon heraus:
„Diar El Mahçoul“, eine Siedlung sozialer Wohnbauten auf einem der Hügel von Algier – ein paar Steinwürfe entfernt von der Felsgrotte, in der sich Cervantes mehrere Jahre vor den Korsaren verbarg – geplant und errichtet für die „niederen Angestellten“ der französischen Kolonialverwaltung, kurz vor dem Beginn des algerischen Unabhängigkeitskrieges. Und Nachrichten über Unruhen ebendort, vom März und April 2011.
Ohne Nullen, arabisches Zahlensystem und Mathematik, hätte es nie Merkantilismus / Kapitalismus / Kolonialismus, moderne Wissenschaft und Kybernetik gegeben. Wir würden ohne Computer leben und ohne Digitalkameras. – Beim Blick durch den Sucher auf das Gitter der LED-Punkte meines Bildschirms, die Linse wenige Millimeter von den Nachrichten aus Algier entfernt, denke ich an die „Maschrabiyya“, den Fensterschirm der traditionellen arabischen Wohnhäuser, Regulativ von Blicken und Licht an den Grenzen zwischen privat und öffentlich seit vielen Jahrhunderten.
Christian Wachter, Wien im Mai 2011
Hrsgg. von Rainer Iglar, Michael MauracherTexte von Samir Ghezlaoui, Nassima Oulebsir, Catherine SayenAbderrahmane Semmar und Christian Wachter (Dt./Franz./Arab.)Fotohof edition Band 160, Fotohof, Salzburg 2011Amerikanischer Schutzumschlag, 64 S., 27,8 cm x 21 cm, 32 Farbabb.