Die Kunst des Verweilens
Ein wesentlicher Aspekt im Werk von Bernhard Cella besteht in der Erforschung von inneren und äußeren Formen des Verweilens sowie der von ihm ins Werk gesetzten Repräsentation und Verschiebung durch den Formenkanon der Kunst.
Die von Cella für den Kunstverein und das Salzburger Centralhotel Gablerbräu entwickelte Parallelinstallation setzte eigene Fotografien, die 2005 in Paris entstanden sind, mit dem Bilddekor des Centralhotels in direkte Beziehung. Es kam zu einem fairen Tausch: Der Kunstverein Salzburg, eine halböffentliche Institution, beherbergte sämtliche Bilder aus dem Centralhotel, dekontextualisiert und archiviert, wie es sich gehört. Das Salzburger Centralhotel seinerseits beherbergte die Kunstwerke, Zeugnisse unfreiwilliger Vollöffentlichkeit, in seinen halböffentlichen Räumen. In seiner Arbeit interessiert sich Cella weniger für den offensichtlich sozialen Moment der Motive, da dieser hinlänglich bekannt und auch mehrfach in der Kunst (der 90er) behandelt wurde. Sein Interesse gilt den formalen Setzungen der StraßenbewohnerInnen, ihrer Kunst zu verweilen, ihrem Formenkanon. So erinnern manche der Schlafplätze an zur Selbstdarstellung gebrachte Lebenswirklichkeiten und ihre Vorgangsweisen an Strategien der bildenden Kunst. Sprachspiele, Zeichnungen, Collagen aus Karton, Ansammlungen von Bildern um die Schlafstätte und nicht zuletzt ironische Selbstbeschreibungen und Argumentationsketten, wie ihr Leben anhand dieser Formen Sinn erzeugen und stabilisieren kann. Ihr Selbst prägt sich seinem jeweiligen Ort ein. Zwei Kunstsammlungen, zwei Standorte, zwei verschiedene Gründe sie aufzusuchen. Eine Form der Kunst, die nicht wie die Oper oder das Kino dem dankbaren Betrachter Beihilfe leistet, sich selbst zu vergessen, sondern ihr oder ihm das erste Glied einer Reihe von Wahlentscheidungen an die Hand gibt. So prozessiert Bernhard Cella in seiner parallelen Installation, als stumme Frage, wie sich während der sieben Wochen die Orte, die Bilder und die Selbste in gegenseitige Beziehung und Stimmung versetzen lassen.
Andreas Leo FindeisenDie für den Salzburger Kunstverein und das Centralhotel Salzburg entwickelte Parallelinstallation setzt eigene Fotografien, die 2005 in Paris entstanden, mit dem Bilddekor des Centralhotels in direkte Beziehung. Es kommt zu einem fairen Tausch: Der Kunstverein, eine halböffentliche Institution, beherbergt sämtliches Bildekor aus dem Centralhotel, dekontextualisiert und archiviert, wie es sich gehört. Das Salzburger Centralhotel seinerseits beherbergt die Kunstwerke, Zeugnisse unfreiwilliger Vollöffentlichkeit in seinen halböffentlichen Räumen. Edition mit Originalfotografie.