Dissolution
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Kaum etwas ist in den Arbeiten von Lecomte als Spur von Wirklichkeit zu sehen, alles hat aber mit Spuren dieser Wirklichkeit zu tun – als Ergebnis einer fotografischen Praxis selbst.
Tatiana Lecomtes fotografisches Œuvre gehört sicherlich zu den eigenwilligsten und herausforderndsten einer jüngeren Generation von KünstlerInnen in Österreich. Sie bedient sich hauptsächlich gefundener Bilder oder vorliegender Reproduktionen, die sie analog vergrößert und bearbeitet.
Durch dieses Verfahren bringt sie das Raster der ursprünglichen Reproduktion, die Oberfläche der Gegenstände und das Korn der Vergrößerung in ein oszillierendes Verhältnis, in dem Gegenstand und Reproduktion quasi in eins fallen. Darüberhinaus verweisen die verwendeten Reproduktionen immer wieder auf (traumatische) historische Ereignisse (den Krieg, die Vernichtung, Mensch und Gesellschaft als Laboratorium von Macht und Gewalt), deren Bedeutung im wesentlichen undarstellbar ist und die sich nicht auf abbildbare Wirklichkeitselemente reduzieren lassen.
Daher muss die Arbeit Lecomtes weniger ästhetisch als politisch gelesen werden: Als Befragung fotografischer Repräsentation, als Zweifel an der Angemessenheit von Sichtbarmachung, d. h. als Bildpolitik, die die Festschreibungen von Bedeutungen unterhöhlt. Wo ist also die Grenze der fotografischen Repräsentation anzusetzen, was ereignet sich zwischen Bild und Wirklichkeit?