Soft Cover, German, Glue Binding, 452 Pages, 1993
Konstruktionen des Erinnerns
availability unknown, if interested please write an email
So viel Datensammlung war nie. Im Zeitalter computergestützter Datenbanksysteme scheinen die Möglichkeiten der Aufzeichnung und Speicherung von Informationen schier unbegrenzt zu sein. Und tatsächlich werden sie eifrig genutzt: alles wird aufbewahrt, abgespeichert - man könnte ja noch einmal darauf zurückgreifen müssen. Nur: so einfach ist das nicht.
Die Magie dieser umfassenden Archivierung schlägt zunehmend in den Alptraum um, mit diesen Datenmengen nicht mehr selektiv umgehen zu können. In der auf zwei Bände angelegten Dokumentation zum Thema (zweiter Teil in Band 128, 1994) geht Hans Ulrich Reck den turbulenten Auswirkungen des computergestützten Umgangs mit Daten, Fakten - sprich: Geschichte nach. Recks provokative These lautet: Gerade durch Registratur schlägt Erinnern in Vergessen um und wird transitorisch. Denn irgendwann sind die Speicher voll, und dann greift ein gnadenlos hierarchisches Löschprogramm. "Wenn aber Geschichte zunehmend dem Bann des Vergessens verfällt und das Techno-Imaginäre universale Registratur verspricht, dann gerät mit unserem Bewusstsein auch unsere ganze Kultur ins Taumeln." Für die Aufarbeitung des Themas hat Reck eine besondere Form entwickelt: Essays, in die "Inserts" eingelassen sind, interpretieren aus je individueller Sicht die konzeptuellen Thesen des Gesamtvorhabens im Hinblick auf die Qualität verschiedenster Erinnerungsvorgänge und -vergegenständlichungen. Quer zur Diskursivität der Essays soll so eine offene Interpretations-Ebene entstehen, die die Erinnerung des Lesers und Betrachters aktiviert und ihn anregt "im offenen Arrangement der Felder, Themen, Diskurse und Modelle unter Vorgabe einer möglichst präzisen Minimalstrukturierung" seine Gedankengänge an heterogenem Material zu erproben. Zum Umgang mit Information im Medienzeitalter siehe auch „Ressource Aufmerksamkeit (Band 148, 1999).
Sprache: Deutsch