Maler und Millionäre
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Solange sich mit dem Malen von Bildern genügend Geld zur Finanzierung eines angemessenen Lebensstandards verdienen ließ, war auch der Beruf des Künstlers gesellschaftlich akzeptabel. Allein der Erfolg oder Mißerfolg und der Grad der Unabhängigkeit einer Tätigkeit entschieden unter den Bedingungen des Wettbewerbsdenkens über die Existenzberechtigung einer Branche.
"Geld zu machen ist Kunst und Arbeiten ist Kunst und ein gutes Geschäft zu machen, ist die beste Kunst." (Andy Warhol)
Amerika bekannte sich offen zum Geld. Das Dollarzeichen beherrschte sein Gewissen. Mit dieser Einstellung boten sich dem Künstler bis dahin ungenutzte Gelegenheiten, seine Position innerhalb der veränderten Gesellschaftsordnung zu festigen. Methoden zeitgenössischer Hochstapelei, die sich im Falle des "Vogueing" zwar in der Populärkultur des Nachtlebens abspielen, aber durchaus von einem ernsthaften sozialen Anliegen getragen sind, wie Judith Butler in ihrer Analyse dieser subversiven Aneignungsstrategie gezeigt hat, erinnern an die Formen der Selbstdarstellung, die das Auftreten der Künstler im 19. Jahrhundert kennzeichneten, als nicht unähnlich. Ursula Frohne berichtet von Zentralfiguren des Kunstgeschehens dieser Epoche, wie William Merritt Chase oder Louis Comfort Tiffany, die erfolgreich, verwöhnt und umworben waren, aber dennoch weit entfernt von den wirtschaftlichen Verhältnissen der Businesstycoons lebten. Letztendlich war jeder von ihnen ein Scheindarsteller, und nicht wirklich ein Krösus. Ihr Möglichkeitsbewußtsein verhalf ihnen zu der Fähigkeit "zu lügen wie Gentlemen", wie Josephson dieses genuin amerikanische Talent zur gesellschaftlichen Mimikry charakterisierte. Wenngleich dazu ein leichter und zuweilen offenkundiger Etikettenschwindel gehörte, schien dies dem Ansehen nicht zu schaden, und es schmälerte auch nicht die Wirkung.