Migropolis: Venice / Atlas of a Global Situation
Seit ihrem Erscheinen hat die durch den Philosophen Wolfgang Scheppe an der Universität für Architektur in Venedig (IUAV) unternommene vierjährige Studie zur globalisierten Stadt den Rang eines Standardwerks erreicht.
Das komplex strukturierte zweibändige Buch betrachtet Venedig als exemplarischen Fall von Urbanität unter der Herrschaft der Globalisierung. In ihr kreuzen sich die Bewegungsmuster der Migration und des Tourismus. Die breit angelegte Arbeit erlaubt durch Dokumentationen situationistischer »dérives«, bildkritische Datenvisualisierungen und vielschichtige Kartografien ein Eintauchen in die Stadt bis hinunter auf eine geradezu mikroskopische Ebene. Tausende von Fotos wechseln sich ab mit individuellen Fallstudien zu illegalen Immigranten wie zu Vergnügungsreisenden.
Ein Schwerpunkt liegt auf den Konflikten des Ausschlusses, die vom Grenzregime Europas oder der durch die europäische Gesetzgebung ebenso erzwungenen wie kriminalisierten Schattenwirtschaft hervorgebracht werden. In solchen Widersprüchen liegen die Gründe für das Zerbrechen des metropolen Zusammenhangs in die zweigeteilte Dual City. Die gegenwärtige Debatte zur Fluchtbewegung aus den Schlachtfeldern der westlichen Allianzen und den von der globalisierten Wirtschaft pauperisierten Zonen der Welt findet hier eine einzigartig materialreiche Grundlage.