MIT SCHWUNG DURCHQUEREN ANSTATT SICH AUFZUHALTEN 20. 2. – 13. 4. 2009
availability unknown, if interested please write an email
Wenn Hannes Zebedin den Stiegenaufgang zum Grafischen Kabinett in einen minimalistischen, in strahlend weißes Licht getauchten Raum verwandelt, zitiert er die Idee des White Cube, dem Ideal eines modernen Ausstellungsraums.
Das Stiegenhaus darf nicht betreten werden: Es erfüllt seit der künstlerischen Bereinigung von funktionalen Details nicht mehr die gesetzlich vorgeschriebenen Bestimmungen. Zebedin unterstreicht damit nicht nur den skulpturalen Charakter des Einbaus, sondern führt auch eine weitere diskursive Ebene ein: die Frage von Regulierung, Restriktion und Kräfteverhältnissen in der Zivilgesellschaft.
Als Leitsatz und Titel für seine Ausstellung dient Zebedin ein Zitat des italienischen Futuristen Aldo Palazzeschi: „Wir wollen anstatt sich im Dunkel des Schmerzes aufzuhalten, ihn mit Schwung durchqueren, um in das Licht des Lachens einzutreten.“, das als Wandtext - zumindest in Fragmenten - im Stiegenhaus zu lesen ist.
Der ebenfalls unzugängliche Ausstellungsraum des Grafischen Kabinetts bietet das Szenario eines (vermeintlich) vandalistischen Akts. Hier untersucht Hannes Zebedin das ästhetische Potenzial einer politisch-aktivistischen Handlung. Durch das Einschlagen der Fenster gleicht der Ausstellungsraum einem stark in Mitleidenschaft gezogenem Ort: am Boden verstreut liegen Glasscherben und Pflastersteine, die Beleuchtung bleibt ausgeschaltet, Witterung und Straßenlärm können ungefiltert in den Raum und sind noch beim Eingang zum Stiegenhaus wahrnehmbar. Das Bild der Verwüstung kann allerdings nur imaginiert oder im Katalog betrachtet werden. Von der Strassenseite aus sieht man nur die zerbrochenen Fensterscheiben
Die Transformation der beiden Räume ist gegenläufig. Der Etablierung einer „idealen“ Situation auf der einen Seite steht die Zerstörung einer idealen Situation auf der anderen gegenüber. Was definiert der gesellschaftliche Konsens als innerhalb und außerhalb der akzeptierten Norm? Was gilt als Überschreitung dieser?
Bestimmend für die künstlerische Position Hannes Zebedins ist die Suche nach Möglichkeiten einer klaren politischen oder künstlerischen Haltung, die in einem Gegensatz zum postmodernen „Anything goes“ steht. Auch in dieser neuen Intervention lotet er Möglichkeiten einer individuellen Artikulation gegenüber anderen Kräften innerhalb der Zivilgesellschaft aus.