Outside
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Outside: Die Politik queerer Räume versammelt, zum ersten Mal in deutscher Übersetzung, klassische und jüngere Texte der angloamerikanischen Debatte über den komplexen Zusammenhang zwischen sexueller Identität und räumlicher Verortung.
Der Band macht so einen Theoriestrang für die deutschsprachige Diskussion zugänglich, der in der Queer Theory Rezeption bisher kaum Aufmerksamkeit erfahren hat und eine Alternative zu dem gegenwärtigen Trend bietet, queere Politik ausschließlich als eine Politik der Destabilisierung zu begreifen. Während in den hiesigen Debatten über die Möglichkeit einer anti-identitären sexuellen Politik zumeist die Begriffe der performativen Subversion und der Geschlechterparodie und im Zentrum stehen, widmen sich die hier ausgewählten Texte der eigentümlichen Realität queerer Räume.
Ausgangspunkt ist die Kritik an jener Vorstellung vom sozialen Raum, die das herrschende Verständnis von Sexualität bestimmt. Der moderne Begriff der Sexualität ist um ein räumliches Bild herum organisiert: das Bild vom Closet, das die Grenze zwischen dem Raum des Privaten und dem Raum des Öffentlichen markiert und das Coming-out – als Schritt aus der namenlosen Unsichtbarkeit in die Öffentlichkeit identitätspolitischer Benennung – zum Paradigma minoritärer sexueller Politik werden lässt.
Die Aufsätze dieses Bandes analysieren die politische Wirkmächtigkeit dieses Bildes, markieren die Risiken und Grenzen einer allein auf Sichtbarkeit zielenden minoritären Politik und suchen nach anderen Formen, das Verhältnis von Raum und Sexualität zu denken. Die Realität queerer Räume erweist sich so als eine Realität, die sich repräsentationspolitischen Kategorien entzieht. In dieser Perspektive kann ein sozialer Raum allein durch den Bezug auf die sexuelle Identität der in ihm Anwesenden als schwul, lesbisch, transgender oder heterosexuell definiert werden. Doch die Orte, an denen queeres Leben stattfindet – jene Bars, Clubs, Cafés, Galerien, Kinos und Toiletten – bergen eine Art geisterhafte queere Präsenz, obgleich sie oft nur temporär oder zu bestimmten Tageszeiten von Queers tatsächlich genutzt werden. Es sind gespenstische Räume, von queerem Begehren heimgesuchte Räume, auch wenn queeres Begehren nicht aktuell in ihnen präsent ist. Diese Gespenstigkeit queerer Realität wirft nicht nur die Frage auf, ob etwas anderes im Raum existiert, sondern auch auf welche Weise es wahrgenommen werden kann.
Mit Beiträgen aus Film- und Literaturtheorie, aus Stadt- und Geschlechter- und Gesellschaftstheorie sowie Postcolonial Studies nähert sich der Band diesen Fragen aus unterschiedlichen Perspektiven. Die Texte suchen das politische Potential der je spezifischen sozialen Praktiken auf und unterziehen zugleich die komplexen Verwerfungen innerhalb der queeren Bewegung und Theorie einer kritischen Analyse. Queeres Begehren kann das Normale, das Häusliche und den nationalen »Volkskörpers« verunheimlichen und läuft zugleich Gefahr, sich in diesen Räumen einzurichten und so unter der Hand jene hegemonialen Verwerfungen minoritärer Subjektivierung zu wiederholen. Outside: Die Politik queerer Räume plädiert für ein Denken, das den vielfältigen Formen Rechnung trägt, in denen queere Räume eröffnet, bewohnt und erfahren werden.