Article Number: 3322
German, Thread Stitching, 332 Pages, 2010, Textem Verlag

QUERDURCH

Virtualität und Kontrolle

availability unknown, if interested please write an email

Themen der Ästhetik, Kunst- und Bildwissenschaft oder Kunstgeschichte, Philosophie oder Medientheorie präsentiert. Symposium wie Publikation sind Teil des transdisziplinären Programms »querdurch: kunst+wissenschaft «, einer Kooperation zwischen der Hochschule für bildende Künste Hamburg, der Hamburger Kunsthalle, dem Kunstverein in Hamburg und dem Kunstgeschichtlichen Seminar der Universität Hamburg.

Die kapitalistischen Gesellschaften der Gegenwart stützen sich immer weniger auf Mächte der Disziplinierung. Zusehends formieren sie sich in Techniken der Kontrolle. So lautete eine These des französischen Philosophen Gilles Deleuze, an die der vorliegende Band anknüpft. Diese These weist ebenso politische, ökonomische, kulturelle wie technisch-mediale Aspekte auf.

Im November 2008 fand an der Hochschule für bildende Künste Hamburg für die Dauer einer Woche ein Symposion statt, das sich diesen Aspekten widmete und auf das die Beiträge des vorliegenden Bandes zurückgehen. Sie treten nicht in eine philosophische Debatte mit dem Denken Deleuze’ im engeren Sinn ein, sondern entlehnen ihm Begriffe der Virtualität und der Kontrolle, mit ihnen zu experimentieren: in theoretischen Analysen und Fallstudien, in Diskursanalysen zur Genealogie verschiedener Segmente der Macht und in exemplarischen Studien zu ihren Techniken und Wirkungen.

Probleme einer Normierung spielen ebenso eine Rolle wie Fragen der Wahrnehmung oder aísthesis. Computerspiele werden analysiert wie jene zivilen und militärischen Welten, die aus Amphetaminen oder Speed auftauchen. Einige Beiträge werfen die Frage nach der Arbeit unter Bedingungen der Kontrollgesellschaften auf, andere befragen die Virtualitäten der Künste. Der Widerstand gegen die Zertrümmerung des Wissens in Universitäten und Hochschulen wird diskutiert und das ›Counterdevelopment‹ von Hackern und Datenreisenden.

Künstlerische Interventionen wie die Dominik Becks, Ulf Freyhoffs und Paul Geislers, eine Performance junger Schülerinnen und Schüler am Hamburger Thalia-Theater markierten, wie sehr Veranstalter und Herausgeber einem Begriff des Wissens misstrauen, der vorzugsweise aus universitären Gepflogenheiten und Reglements hervorgeht und dabei unbefragt Hegemonie reklamiert.

Stets fragen die Autorinnen und Autoren zugleich nach dem »Virtuellen«: jenem Spiel von Differenzen, die sich unversehens aktualisieren und die Kontinuität der »Geschichte« unterbrechen. Niemals gibt es nämlich nur eine einzige Macht. Sie selbst ist differentiell, setzt „Widerstand“ immer schon voraus.