Sabina, Rekonstruktion einer Recherche
Wer war Sabina von Steinbach? Folgt man ihrer Darstellung auf dem Figurenfries im Treppenhaus der Alten Nationalgalerie in Berlin, war sie eine bedeutende mittelalterliche Bildhauerin. Jedoch, wahrscheinlich hat es sie nie gegeben. Warum ist sie dennoch, als einzige Künstlerin überhaupt, Ende des 19. Jahrhunderts in jenen zentralen Fries berühmter Persönlichkeiten aufgenommen worden?
Von dieser Frage ausgehend, begannen umfangreiche Recherchen in Bibliotheken, Archiven, Museen, Kirchen und anderen Orten in Deutschland und Frankreich. Widersprüchliche Aussagen und seltsame Theorien aus mehr als vier Jahrhunderten wurden zusammengetragen. Das vorliegende Buch zeichnet diese Suche nach, Irr- und Umwege eingeschlossen. Die eigenwillige Erzählstruktur fordert Lesegewohnheiten heraus und verbindet unterschiedliche Disziplinen: Es ist Bildende Kunst, es ist eine literarische Narration, es ist ernsthafte Recherche und undisziplinierte Forschung.
Die Suche nach der Künstlerin Sabina umspannt mehrere Jahrhunderte und verliert doch nie den Bezug zur Gegenwart – es geht um Nationalismus und Repräsentation, Antisemitismus, Geschlechterrollen, das Wechselspiel von Fakten und Fiktionen, sowie um Geschichte(n) als in die Gegenwart reichende Spuren und deren Einfluss auf das Individuum.
Entstanden ist ein feministisches Manifest für das 21. Jahrhundert, welches mit entschieden subjektiver Haltung unterschiedliche Perspektiven analysiert.
"Sabina" ist ein wundersames Buch. Kein Roman, kein Sachbuch, keine kunsthistorische Abhandlung und auch kein Bildband, dafür ein Hybrid aus all dem zusammen. In feinsinnig ironischem Ton geschrieben, vereint es Fotografien, historische Dokumente, Romanauszüge, Gemälde und Originaltexte zu einer raffinierten Geschichte, gerahmt durch den fiktiven Austausch zwischen einer Herausgeberin und einer geheimnisvollen Figur namens „W.“, eine Art Alter Ego und romantischer Verdoppelung der Künstlerin Wiebke Elzel.