Sebastian Stumpf - Never really there
availability unknown, if interested please write an email
Sebastian Stumpf agiert vor und hinter der Kamera. Ausgangspunkt für seine fotografischen und filmischen Arbeiten sind vorgefundene Strukturen von Kunst- und Stadträumen.
Die Videoprojektion im Stiegenhaus der Landesgalerie erweitert den repräsentativen Durchgangsraum perspektivisch durch die zeitweise Überlagerung mit dessen projizierten Abbild. Es zeigt in beständiger Wiederholung, wie für eine Person, den Künstler, der Bildrand zum Ort des Verschwindens wird – am Übergang vom medialen in den realen Raum. Das Motiv des Treppenhauses und des Raumes-im-Raum, in dem etwas Vergangenes wieder aufscheint, ruft den Eindruck hervor, einer Bewegung in die Vergangenheit beizuwohnen, in die Kunst- und Filmgeschichte oder die des historistischen Gebäudes. Aus der Dreistigkeit, sich nach dem Spannungsaufbau unvermittelt aus dem museal gerahmten Bildraum zu entfernen, entwickelt sich der auf Körperkomik beruhende Humor früher Stummfilme.
Wie in der Stille des verlassenen Treppenhauses löst auch bei der Videoarbeit Säulen gerade das, was nicht passiert oder im Bild nicht sichtbar ist, eine Veränderung der Rezeptionsweise aus. Mit einem Wimpernschlag kippt alles ins Irrationale und wird verdächtig. Die kurzen Sequenzen ohne Nahaufnahmen, Schnitte und Einstellungswechsel, im gleichmäßigen Takt des Ausblendens aneinandergereiht, muten in ihrer Zusammenstellung wie eine Typologie an. Dabei steht die dokumentarisch-fotografische Kameraeinstellung im Kontrast zur Absurdität der Handlungen. So wirkt in der neuesten fotografischen Arbeit, die in Tokio entstand, die skulpturale Präsenz des sich selbst Fotografierenden in den Zwischenräumen wie ein Gegenpart zu seinem Verschwinden im Videofilm. In Sebastian Stumpfs Filmen und Fotografien schwingt latent ein Moment der Komik mit, ausgelöst durch die gleichsam erfüllte und überaus unvermutet enttäuschte Erwartung der BetrachterInnen, einer eventuell spektakulären Vorführung, einem „Kunststück“, beizuwohnen. Mit ihrer verzögerten Pointe nehmen sich die Arbeiten die Freiheit des Nicht-Ereignisses.
Sebastian Stumpf, geboren 1980 in Würzburg; lebt und arbeitet in Leipzig