Sechsundzwanzig Wiener Tankstellen
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Während die Tankstellen typisch amerikanischer Prägung längst weltweit verbreitet sind, bezeugen ihre Wiener Pendants das Überleben einer zarten europäischen Großstadtvariante.
"The gas station, besides being an architectural wonder, is the Mother Nipple to the outside world." (Ed Ruscha)
Das Konzept „Sechsundzwanzig Wiener Tankstellen“ in Form eines Künstlerbuchs mit begleitendem Dokumentations- und Materialteil widmet sich also einer Wiener Spezialität, die bislang den Augen der Stadtplaner und Architekten entgangen ist – und die zugleich vom Aussterben bedroht ist: In den letzten Jahren mussten viele dieser kleinen und kleinsten Tankstellen am Straßenrand oder in den Hinterhöfen bereits geschlossen werden. Aber gerade in einer Zeit, in der der Kampf um den Rohstoff Erdöl wieder virulent geworden ist, bezeugen die Fotografien der Wiener Tankstellen eine alternative Form von Distribution, städtischer Mobilität und urbaner Lebensqualität.
1962 hatte der US-amerikanische Künstler Ed Ruscha ein Foto-Buch veröffentlicht, das einfach Snapshots von einigen typischen amerikanischen Tankstellen zeigte: Ruscha hatte die Aufnahmen seiner „Twentysix Gasoline Stations“ entlang der Route 66 gemacht und damit einen wichtigen Bestandteil des modernen amerikanischen Lebensgefühls eingefangen. Das Buch-Projekt „Sechsundzwanzig Wiener Tankstellen“ versteht sich einerseits als Hommage an dieses legendäre Künstlerbuch von Ed Ruscha, der das Projekt unterstützt und das dafür extra das einleitende Statement verfasst hat. Andererseits stellen die in diesem Buch-Projekt ins Visier genommenen Tankstellen eine Besonderheit dar, wie sie in dieser Fülle und Bestimmtheit eigentlich nur noch in Wien existiert. Während die Tankstellen amerikanischer Prägung heute fast weltweit zu finden sind, dokumentieren ihre Wiener Pendants das Überleben einer typisch europäischen Großstadtvariante, die beinahe schon anachronistisch wirkt: Die Tankstellen innerhalb der ersten zehn Bezirke schmiegen sich an die Bausubstanz des alten Wien an, besetzen kleinste Baulücken oder weichen in die Hinterhöfe aus. Von Pfeilern gestützt quartieren sie sich in den Erdgeschossen von Wohnbauten ein, setzen sich in absurd spitzwinkligen Straßenzwickeln fest oder schlagen ihre Zapfsäulen irgendwo am Randstein auf.
Der Materialteil des Buchs enthält einen zentralen Text von Sebastian Hackenschmidt über das Projekt „Sechsundzwanzig Wiener Tankstellen“ und ein Interview mit Ed Ruscha über sein den Tankstellen gewidmetes erstes Künstlerbuch. Des Weiteren werden zusätzliche Aufnahmen von Wiener Tankstellen reproduziert: Es werden dies sowohl einige historische Fotografien seit den 1920er Jahren sein als auch zusätzliches Material beziehungsweise alternative Ansichten von Stefan Olah selbst. Auch dieser in Schwarz-Weiß gehaltene Teil spielt ästhetisch mit dem Vorbild von Ruschas legendärem Künstlerbuch und rundet das Buchprojekt auch historisch ab.
Sprache: Deutsch