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„Ich bin eine Keksdose“, sagt Christian Boltanski über sich selbst, denn er glaubt, dass ein Künstler mit dem Alter immer mehr seinem Werk ähnelt, bis er schließlich ganz zu seinem Werk wird. Allerdings hat sich der 1944 geborene französische Künstler in seinem Schaffen längst nicht nur mit Keksdosen beschäftigt. Seine Projekte sind ungewöhnlich, bisweilen sogar bizzar
Er denkt sich 100 Sätze aus, die seine Freunde über ihn sagen werden, wenn er gestorben ist, oder sammelt alte Telefonbücher, um die Namen der Menschen, die einst gelebt haben, nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. „Künstler hautnah“ besucht Christian Boltanski in seinem Atelier und spricht mit ihm über sein Leben und seine Arbeiten. Als „merkwürdig“ bezeichnet sich Christian Boltanski selbst, als könne er nicht glauben, dass aus ihm, der nicht einmal zur Schule gehen wollte, ein bekannter Künstler geworden ist. Manchmal versucht er, schlechter zu arbeiten, denn er hat das Gefühl, dass zu perfekte Werke einen Teil der hervorgerufenen Emotionen wieder zurücknehmen. So sind seine Projekte nicht von einem rein ästhetischen Anspruch beeinflusst, sondern dazu da, Fragen zu stellen und Erinnerungen zu bewahren.
Boltanskis Werk scheint durch die Verwendung unterschiedlicher Materialien wie Knete, Wellpappe, Fotografien und Fundgegenstände ganz der zeitgenössischen plastischen Kunst verschrieben. Aber der Künstler selbst beruft sich ausdrücklich auf die Malerei, die er übrigens zu Beginn seiner Laufbahn selbst praktizierte. Boltanski zufolge zeichnet sich die Malerei nicht etwa durch handwerkliches Können aus, sondern durch ihre religiöse Funktion und sakrale Macht. Alle Gegenstände, die Boltanski in seine Dossiers, Bücher und Sammlungen aufnimmt, so bescheiden sie auch aussehen mögen, sind stets mit Erinnerungen und den dazugehörigen Emotionen behaftet. Ganz gleich ob die Gegenstände in Vitrinen oder Archiven versammelt oder einfach allein ausgestellt sind, immer sind sie räumlich und zeitlich verankert. Die Bezugspunkte liegen in der realen oder fiktiven Vergangenheit des Künstlers, die in ihrer Dramatik oder Komik dargestellt wird. Manchmal sind sie aber auch Reliquien der Vergangenheit des Gegenstands selbst oder der Menschheit überhaupt.
Alle Werke, vor allem aber die jüngsten Arbeiten, trennen den Betrachter von der Gegenwart und führen ihn zurück in die Vergangenheit. Die komischen Werke beziehen sich oft auf die Erinnerung des Einzelnen, an die Kindheit oder an Verstorbene. Andere Arbeiten bewahren Teile des kollektiven Gedächtnisses auf und erinnern an dunkle Kapitel der Geschichte