Splendid River
Cao Fei zählt zu den interessantesten chinesischen KünstlerInnen der Gegenwart. Ihre Arbeitsweise ist durch ungewöhnliche Innovations- und Experimentierfreude gekennzeichnet, was sich in der Vielgestaltigkeit ihres Werks widerspiegelt.
Fei schafft Multimedia-Installationen, Videos und großformatige Fotografien; für ihre bisher aufwändigste Arbeit, RMB City (2008–2011), konstruierte sie eine komplexe virtuelle Stadt mit zahlreichen architektonisch einzigartigen Gebäuden auf der Internet-Plattform Second Life als Umfeld für ihren Avatar China Tracy. Die Arbeiten, die die Künstlerin für die Secession entworfen hat, leiten durch die Einbeziehung von skulpturalen Installationen und Performance-Elementen eine neue Wendung in ihrem Werk ein.
Für Ihre Ausstellung in der Wiener Secession hat Cao Fei vier komplexe neue Arbeiten geschaffen, die zusammen mit fünf ausgewählten Schlüsselwerken gezeigt werden. Die temporäre Installation Splendid River (2015) ist auf der Fassade der Secession zu sehen: Vier chinesische Schriftzeichen zieren das Gebäude und machen es so zur Kopie einer Kopie des Wiener Originals in Cao Feis Heimatstadt Guangzhou, in der ein Immobilienunternehmen seinen Sitz hat. Solche Imitate sind ein verbreitetes Phänomen in China, wo beliebte Markenprodukte, aber auch Ikonen der westlichen Architektur und sogar ganze Dörfer wie das österreichische Hallstatt kopiert werden. Auch in Splendid Mirror (2015) geht es um das Verhältnis von Original und Kopie. Nachgemachte verspiegelte Pilotenbrillen liegen in großer Zahl in einem Schaukasten wie zum Verkauf aus. Das Spiegelglas wirft nicht nur ein Bild dessen zurück, was als modisch und ‚cool’ gilt; als Einwegspiegel spielt es auch auf Formen des Verbergens und Enthüllens der eigenen Identität im Internet an. Zur Ausstellung erscheint ein Künstlerbuch mit Texten, Zeichnungen und Skizzen von Cao Fei. Sprache: Deutsch, Englisch