Article Number: 6430
Magazine, German, Thread Stitching, 144 Pages, 2014, STREULICHT
Amelie Zadeh, Roland Fischer-Briand, Mario Kiesenhofer )

Streulicht #5

Taboo
€ 20.00

In der Ausgabe N° 5 von Streulicht - Magazin für Fotografie und Artverwandtes - zeigen wir auf das, was sich dem Bildlichen entzieht und unsere visuelle und emotionale Wahrnehmung herausfordert.

Im Gegensatz zur Darstellung des „Bildwürdigen“ und „Gewünschten“ ließe sich eine visuelle Geschichte der Gesellschaft auch über das nicht Gezeigte, das nicht Zeigbare, definieren.

Ein fotografisches Bild steht oft als Metapher für ein anderes, das nicht gezeigt werden kann oder darf – inwiefern ermöglicht ein Zeigen abseits der Norm Erkenntnisgewinn und wann entpuppt sich dieser Regelbruch als plumpe Sensationsbefriedigung?

Wie zeigen sich Grenzen und Einschnitte an der „Front der Bilder“, wie verschieben sich diese im Laufe der Zeit? Wann werden sie überschritten? Von wem? Spätestens seit den Bildern von 9/11 oder der Berichterstattung des „embedded journalists“ werden Bilder lediglich als Verweis und Inszenierung auf Dagewesenes gelesen, das unsere Vorstellungskraft übersteigt. Als Spur des Traumatischen und der Leere werden sie jedoch zum Ereignis, das sich dem Sprachlichen entzieht und geschichtliche, soziale und politische Einschreibungen neu verhandelt – welche Bilder lassen diese Brüche offen, werden selbst als Leerstellen gesetzt und gelesen?

Wie werden übereinstimmende „Don'ts“ des Visuellen umgangen und umgesetzt? Was sind die letzten tabu’s und wer definiert diese im Medium Fotografie? Welche Freistellen oder Fehlstellen ergeben sich hinsichtlich gesellschaftlicher, politischer und moralischer Übereinkünfte? Wie wird ein Tabubruch legitimiert? Welche Bilder sind in der Lage, unsere Wahrnehmung aller übrigen Bilder aus den Angeln zu heben?

Bildersturm und Vorbehalte gegenüber der fotografischen Fixierung sind in Zeiten von Google Glass, GoPro (kompakte Action Cam) und Narrative Clip (Ansteckkamera in iPod-Größe für Life-Logging) mit dem Potential allgegenwärtiger, wenn auch meist demokratisierender Überwachung, dem Endverbraucher automatisch mitgegeben. Durch die Flut der Bilder ist unsere Welt seit geraumer Zeit nur mehr der Schatten eines ungestörten locus amoenus (lat. für „lieblicher Ort").

Wie wirkt sich diese scheinbar zufällige und inflationäre Bildproduktion auf unsere Bildkultur aus? Wenn es tatsächlich einen visuellen Codex geben sollte, verhält sich dieser ähnlich zu sprachlichen Tabuisierungen, oder kann ein Bild als Avantgarde neue Territorien erschließen?

Sprache: Deutsch/Englisch