SUSPENDED
Nikolaus Schletterers Arbeit mit Fotografie kann als eine investigativ-konzeptuelle Praxis der Auseinandersetzung mit der Ontologie der apparativ gestützten Wahrnehmung verstanden werden.
Der künstlerische Prozess bei Schletterer ähnelt einer Empirie. Am Anfang steht immer die Beobachtung, das „Sehen mit den eigenen Augen“. Das, was man sieht, wird evaluiert, gefiltert und schließlich „fotografisch“ festgehalten – eine Sammlung visueller Information, die kategorisiert und im medialen Behälter der Fotografie als Entität wieder auftaucht. Fotografie ist bei Schletterer nicht das Festhalten der Realität, sondern deren im Laufe der Zeit immer radikaler gewordenen Hinterfragung. Dabei geht es um das Verstehen dessen, wie und was wir erfahren, wenn wir sehen. Hierfür bedient sich der Künstler der Fotografie, deren unterschiedlichen Bildproduktionsverfahren, um diese Prozesse selbst (nach) zu vollziehen.
In Suspended werden keine Fotos mit der Kamera produziert, sondern bereits bestehende Bilder, die unsere visuelle Vorstellung der Welt repräsentieren, bearbeitet, auf ihre Reduzierbarkeit auf das Wesentlichste untersucht. Ausgehend von der Annahme, dass kein Dasein ohne Wahrnehmung möglich ist und dass unsere Wahrnehmung sowie unsere Erkenntnis der Welt – oder präziser: des von uns generierten Wissens über die Welt – nur über Meta-Data erfassbar sind, unterzieht der Künstler diese vorgefundenen Bilder einer „Destillation“, einer Filterung rein atmosphärischer Information durch radikale Reduktionsvorgänge. Das Buch vereint drei Serien aus dem Bildkorpus, die jeweils unterschiedliche apparative Reduktions- und Rekonfigurationsstufen darstellen und unser bildliches Wissen über die Welt hinterfragen. Andrei Siclodi
Quelle: Fotohof