Triester
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Seit 2003 werden von den beiden 1964 in Graz geborenen Künstlern Martin Behr und Martin Osterider unabhängig voneinander in regelmäßigen Abständen fotografische Streifzüge durch die Triester-Siedlung im Grazer Stadtteil Gries unternommen, in der die beiden aufwuchsen.
Sie folgen dabei zwei Wegen, die beide in der Kindheit bei Spaziergängen oftmals mit Familie oder Verwandten gegangen sind – die »lange« oder die »kurze« Runde.
Die ersten zehn Bände, erschienen 2013 und 2015, liegen als Schuber vor und fassen die Aufarbeitung der Bildarchive der beiden Künstler seit 2003 zusammen. Seit 2013 entstehen in regelmäßigen Abständen neue Publikationen der Serie.
Das Besondere an diesem auch international seltenen dokumentarischen Langzeitprojekt über städtischen Raum ist, dass es trotz seines Umfanges und des Zeitraums, den es umfasst, keine Zuschreibungen oder Interpretationen vornimmt und auch keine Authentizität für sich in Anspruch nimmt. Das Projekt zeigt vielmehr ein Interesse an den Lücken und Brüchen zwischen Erinnerung, Erfahrung, Geschichte und Gegenwart.
Die ersten zehn Bände ergeben in der Zusammenschau einen umfassenden Einblick in dieses Interesse an einer konkreten Umgebung und an der Geschichte konkreter Orte.
Für den zehnten Band unterlegen Studierende, sowie eine Lehrende, der Universität für angewandte Kunst Wien/Institut für Sprachkunst, der Universität der Künste Berlin/Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation sowie vom Hyperwerk Basel das publizierte Bildarchiv mit einer Textebene. Für das Projekt »Ghettodesign am Südrand«, kuratiert von Orhan Kipcak im »Schaumbad – Freies Atelierhaus Graz« haben AutorInnen und DesignerInnen aus Wien, Berlin und Basel – teilweise mit direktem Bezug zu den seit 2003 entstandenen Fotografien – Texte geschrieben. Das behauptete, erlebte oder gespürte Ghetto wird zu einem sowohl realen als auch metaphorischen Ort, einem ökonomischen und ästhetischen Kampfplatz aber auch zu einer Nischenwelt aus Restflächen, Idyll und Wolkenkuckucksheim.
Sprache: Deutsch