Article Number: 3159
Soft Cover, German, Glue Binding, 287 Pages, 2011, Secession

VER SACRUM

The Death of the Audience

availability unknown, if interested please write an email

Rasheed Araeen, Bernard Bazile, Robert Breer, Carlo Quartucci e Carla Tato, Eduardo Costa, Josef Dabernig, DANS.KIAS/Saskia Hölbling/Odile Duboc, Anna Halprin, Lawrence Halprin, Sanja Iveković, Anna Molska/Grzegorz Kowalski, Jiří Kovanda, Nicola L., David Lamelas, David Medalla, Hans Walter Müller, Gianni Pettena, Walter Pfeiffer, Emilio Prini, Goran Trbuljak, Isidoro Valcárcel Medina, Franz Erhard Walther, Franziska & Lois Weinberger und Werke von Bernard Aubertin, Cornelius Cardew, André du Colombier, Michel Journiac, Yves Klein, Pierre Klossowski, Július Koller, Edward Krasiński, John Latham, Piero Manzoni, Franz-Xaver Wagenschön.

(Engl./Ger.)

Die Ausstellung The Death of the Audience wird in Wien an einem legendären Ort gezeigt, der eine wesentliche Rolle bei der Entstehung der Moderne spielte und als erster White Cube gilt. In diesem Gebäude hat die Geschichte der westlichen Kunst Ende des 19. Jahrhunderts eine Wende in Form eines radikalen Bruchs erfahren. Die von den KünstlerInnen ausgehende Revolte schuf die Bedingungen für die Rückkehr der Kunst in die Gesellschaft, indem die Grenzen zwischen den institutionellen Disziplinen gesprengt wurden. Diese Revolution im Feld der Kunst, die sich gegenüber der industriellen Revolution positionierte, gewichtete die Werte rund um den Begriff des „Gesamtkunstwerks“ neu und war namensgebend für diesen Ort: Secession.

The Death of the Audience hinterfragt am Schauplatz dieser Ereignisse die Jahre 1960–1980, die ebenfalls eine Zäsur in unserer Zeitgeschichte setzten. Im Fokus stehen die Positionen jener KünstlerInnen, die die ProtagonistInnen dieser neuen Periode des Umbruchs waren, die sich insbesondere um 1970 manifestierte. Für diese beiden Perioden der Revolte, zwischen denen sich die moderne Kunst konstituierte und die beiden Weltkriege stattfanden, könnte man in vielen Punkten Gemeinsamkeiten finden. Man könnte sogar so weit gehen zu sagen, dass der Wiener Jugendstil eine Postmoderne vor der Moderne war. Oder versucht sein, die Figur des emanzipierten Secessionskünstlers mit jenen zeitgenössischen KünstlerInnen zu vergleichen, die manche heute (unabhängig von den KünstlerInnen selbst) als anti-, alter- oder neomoderne KünstlerInnen (Altermodern, Tate Triennale, 2009, London) bezeichnen. Man könnte auch die Kulisse der industriellen Revolution des 19. Jahrhunderts mit jener der Gesellschaft des Spektakels der 1970er Jahre vergleichen, die bis heute andauert, wenn man versucht, die neue Rolle der Künstlerin/des Künstlers zu definieren (Weltenmachen, 53. Biennale di Venezia, 2009 oder Le spectacle du quotidien, Lyon-Biennale 2009).

Die Ausstellung The Death of the Audience jedoch versucht wie andere Initiativen auch (What Keeps Mankind Alive? Istanbul-Biennale, 2009), die radikale Veränderung aufzuzeigen, die zwischen diesen beiden historischen Perioden stattfand. Der Titel der Ausstellung markiert diese Veränderung, indem er den Akzent von der Rolle und Mission der Künstlerin/des Künstlers auf das Publikum verlagert. Die Alternative Emanzipation oder Entfremdung ist wohl eine der wesentlichen Herausforderungen sowohl der proto-revolutionären als auch der postmodernen revolutionären Periode. Tatsächlich hat sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts alles auf die Person des Künstlers (heterosexuell, männlich) konzentriert (L’art pour l’art, die Manifeste, die Autoreflexivität), wohingegen sich diese Herausforderung seit 1968 auf der Ebene des Betrachters zeigt (das Verschwinden der Künstlerin/des Künstlers, die Gender-Frage, der Begriff der Partizipation, das Publikum). Der Titel The Death of the Audience, der Bezug nimmt auf das 1968 erschienene Buch Der Tod des Autors von Roland Barthes, konstatiert den Tod der Betrachterin/des Betrachters, dem wir beiwohnen, als logische Konsequenz. Die Ausstellung thematisiert die damit verbundene Trauer in zweierlei Hinsicht. Die Betrachterin/der Betrachter ist tot. Entweder sie/er ist emanzipiert –