Von Nüssen lernen
Coortes Bilder wurden zum Lebensende hin as Ausdruck von Weisheit, Subtilität und Intensität immer kleiner, während die Stillleben seiner Zeitgenossen größer und größer wurden, verblassten und dekorativ absanken.
Das Mauritshuis in Den Haag gilt mit seinen wegweisenden Meisterwerken von Vermeer, Rembrandt, Saenredam u. a. seit 1822 als erste Adresse für holländische und flämische Malerei vornehmlich des 16. und 17. Jahrhunderts, nachdem der Staat kurz zuvor den im holländisch-klassizistischen Stil erbauten Stadtpalast zur Unterbringung der königlichen Gemäldegalerie erworben hatte. Was das Mauritshuis jedoch vor allen Museen auszeichnet, ist eine angenehme Beengtheit und atmosphärische Dichte der Räume, welche die Begegnung mit den Meisterwerken, aber auch ihre Ausstrahlung selbst aussergewöhnlich wohnlich und intim werden lässt. Es fehlt jene künstliche Distanzschranke des White Cube, die es inzwischen schier unmöglich macht, sich Bildern in angemessener Weise zu nähern. Dieses Fehlen erlaubte es Marcel Proust in Den Haag, jenes kleine gelbe Mauerstück auf Vermeers „Ansicht von Delft“ in die Weltliteratur einzufügen, das allerdings auf dem Bild selbst nicht zu finden ist, wie ich es anlässlich meines fünften Besuchs dieses Museums im letzten Dezember endlich nach jahrelangem Suchen – Dieter E. Zimmer zustimmend – erleichtert feststellte.