Who's Afraid of Blue, Red and Green?
availability unknown, if interested please write an email
Unter diesen Bedingungen erweist sich die zurzeit so viel beschworene »Identität des Menschen mit der Natur« als hoffnungslos inadäquates Unmittelbarkeitsgestammel. Daran kommt Kunst ebenso wenig vorbei wie ästhetische Theorie…
(D/Engl./Spanish)
Dass es dem Künstler, im Unterschied zum Werbemann, jedoch nicht um die Erzeugung undurchschauter Illusionen geht, ahnen wir spätestens angesichts einer zweiten Präsentation von Landschaftsbildern. An fünf Orten Oberösterreichs wurden nämlich großformatige Ink-Jet-Prints vor den jeweils zugehörigen »natürlichen« Panoramen installiert, und die Betrachter sind aufgefordert, Vorbild und Abbild so sorgfältig zu vergleichen, dass sie eine bestimmte Anzahl gezielt eingebauter »Fehler« auf den Reproduktionen lokalisieren können.
Der Titel »Suchbilder« ruft nicht zufällig einen ziemlich simplen Freizeitspaß in Erinnerung, der in den Unterhaltungsspalten mancher Illustrierten anzutreffen ist und dort zuweilen auch den Titel »Original und Fälschung« trägt. Oft handelt es sich dabei um zwei Abbildungen eines Gemäldes, die in – sagen wir – zehn Details voneinander abweichen. Es ist aber auch schon vorgekommen, daß zwei leicht verschiedene Reproduktionen nach dem Foto einer verheerenden Überschwemmungskatastrophe zusammengestellt und dem Betrachter zum unterhaltsamen Vergleich dargeboten wurden.
Daran lässt sich vielleicht ermessen, wie der Blick aufs Ganze der fragwürdigen Konzentration auf Einzelheiten geopfert werden kann. Soviel schon jetzt: Selichar blendet dagegen das Ganze nicht aus, sondern er eröffnet die Möglichkeit, es als Unwahres, nämlich als fiktive Natur in einem übergreifend fiktiven Zusammenhang zu erkennen[...].
Auszüge aus: Uli Bohnen/Christoph Doswald/Walter Seitter, Günther Selichar. Suchbilder, Salzburg/València 1993–94.