Wohlstandsphänomene
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In seiner Beispielsammlung diskutiert Wolfgang Ullrich zahlreiche solcher Wohlstandsphänomene. Vom öffentlichen Raum bis in die Hobbykeller, von den Sujets der Kunst bis zu Umgangsweisen mit der Natur, von Wellness-Hotels bis zum Design von Mülleimern lässt er seinen neugierigen und analytischen Blick schweifen.
Nach dem Ende des Kalten Krieges gehörte es zu den eindrucksvollsten Erlebnissen vieler Reisender, bei ihren ersten Besuchen in der jeweils anderen Hälfte Europas auf eine weitgehend fremde Erscheinungswelt zu treffen. Dass und wie sehr eine Wirtschaftsordnung eine spezifische Ästhetik ausprägt, wurde an vielen Phänomenen erfahrbar. Bezogen auf den Westen kann man sogar noch eigens unterscheiden, wie sich einerseits die kapitalistische Gesinnung, andererseits die marktwirtschaftliche Praxis, schließlich aber vor allem der ökonomische Wohlstand der letzten Jahrzehnte auf die Gestaltung nahezu aller Lebensbereiche ausgewirkt haben.
Dabei interessiert ihn vor allem das Nicht-Offensichtliche. Gilt es doch weithin als frivol, dumm oder gefährlich, sich demonstrativ zum Wohlstand zu bekennen. So wird oft getarnt, was sich erst bei genauerer Betrachtung als Lust am Komfort, als Genuss an ökonomischer Potenz, als Überhöhung materieller Freuden entpuppt. Aber immer wieder zeigt sich auch, dass der Umgang mit dem Wohlstand nicht genügend geübt ist und viele Menschen überfordert oder zu Schuldgefühlen verleitet.
Ullrichs Beispielsammlung verspricht also viele überraschend neue Blicke auf den Alltag der Gegenwart.
Wolfgang Ullrich, 1967 geboren, ist Professor für Kunstwissenschaft und Medientheorie an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe. Zahlreiche Buchpublikationen, zuletzt u.a.: Gesucht: Kunst! Das Phantombild eines Jokers (2007), Habenwollen. Wie funktioniert die Konsumkultur? (2006), Bilder auf Weltreise. Eine Globalisierungskritik (2006), Was war Kunst? Biographien eines Begriffs (2005).