Zeichenbuch
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Filigrane Linien begehen die Höhen und Tiefen einer Bergkuppe – schreiten sie nach einer Zeit von Neuem ab, so dass vage Formationen und feine Unterschiede sichtbar werden.
Vor Ort zeichnen ist Sehen und Selektieren zeitgleich. Das Papier, das ich verwende, bedeutet für diesen Moment die Welt. Mit seiner Größe und Verhältnismäßigkeit gibt es die Grenzen und Parameter vor, innerhalb derer ich den Augenblick kartographiere. Alles schwankt zwischen sich überlagernden, unstrukturierten Sinneseindrücken und der zwei-dimensionalen Welt linearer Repräsentationen. Ich suche nach Übersetzungen.
Wichtig sind die Bewegungen und Perspektiven des Betrachtens. Diesen Zusammenhängen mit dem Stift nachzugehen und auf der Fläche zu verfolgen, ist ein Ziel. Ich notiere Such- und Abtastbewegungen der Augen beim Wahrnehmen und verfolge Oberflächen, Gegenstände und Raumstrukturen durch ihre verschiedenen Ebenen und Schnittmengen. So suche ich, Diffuses bildnerisch zu filtern und zu organisieren.
Linien umschreiben oder teilen auf, sie markieren einen Übergang, ziehen eine Grenze, die sie öffnen oder schließen. Es gibt Bereiche, wo Dinge und Verhältnisse nicht so sind, wie man sie denkt, andere, in denen Grenzen und Eigenschaften verschwimmen. Distanzen und Zwischenräume oszillieren im Licht, folgen dem Wetter oder verschieben sich in Bewegung und wechseln Bedeutung. Vieles entzieht sich. Das Beobachtete, später ein zweites Mal zu verfolgen, erzählt manchmal davon. Zeichnen organisiert Zeit und Raum. Zeichnen, Zeichen machen, heißt Gleise legen und Wege für das betrachtende Auge bahnen.
Sprache: Deutsch