ZIL-130
availability unknown, if interested please write an email
Künstlerbuch: 100 Stk numeriert und limitiert
Im Sommer 2008 gründete ich die White Cube Gallery Novosibirsk und kaufte mir einen sowjetischen LKW ZIL-130*. Nach bestandener LKW-Führerscheinprüfung in Wien, montierte ich meine Blechgaragengalerie auf die Ladefläche meines Trucks und fuhr los. Meine erste LKW-Fahrt überhaupt.
40 Liter Benzin pro 100 Kilometer und ein Motor, so laut wie ein Panzergeschwader. Tausende Kilometer durch Sibirien, im russisch mongolischen Grenzgebiet. Doch mein LKW entpuppe sich bald als hellblau lackierte, blecherne Diva mit Launen und Allüren. Kein Morgen an dem man sicher sein konnte ob sie gewillt war den Motor anspringen zu lassen oder nicht. Kein Teil des Motors, welcher nicht gewechselt oder sonst wie repariert werden musste.
Nur langsam erschlossen sich mir die Geheimnisse meines motorisierten Freundes wie der „Nassen-Fetzen-Trick“ zur Kühlung des Motors, die „Steckerl-Technik“ zur Ermittlung des Benzinstandes oder die Feinheiten des Zwischengasgebens bei einem nicht synchronisierten Schaltgetriebe. Doch mit der Zeit und gefühlten fünfhundert Pannen, spürte ich, wie wir langsam zusammenwuchsen und zu einer Einheit wurden. Wir erreichten Spitzengeschwindigkeiten von über hundert Stundenkilometern. Ich begann am Klang des Motors mögliche Probleme frühzeitig zu erkennen. Und schien das Problem unlösbar, fand man in jedem Kuhdorf einen Bauern der für eine Flasche Wodka das Ding mit Schraubenzieher und Hammer wieder zum laufen brachte.
Auf jeder Raststation wurden wir mit einer Mischung aus Bewunderung und Mitleid empfangen. Bewunderung weil man noch mit einem „nastojaschi otwetschestwenni (wirklich vaterländischen)“ Gefährt unterwegs war und Mitleid, weil jeder wusste was dies bedeutet.
Das nun vorliegende Künstlerbuch „ZIL-130“ ist eine kleine Bildergeschichte ausgewählter Pannen. Es beginnt mit dem Erhalt der Nummerntafeln und endet einige tausend Kilometer weiter westlich als motorisierte Readymadeskulptur vor dem Haupteingang der ART Cologne im Frühling 2012.